der „Jemen Kinderhilfe e.V."
Liebe Freunde der Jemen Kinderhilfe e.V.,
Gott sei Dank haben alle unsere Kinder die Unruhen der beiden letzten Jahre gut überstanden. Dank unserer Hilfe sind sie gut ernährt, gehen in die Schule und lernen fleißig.
Ich werde immer wieder gefragt, warum wir unsere Kinder in Privatschulen schicken. Im Jemen sitzen in einer Klasse ca. 100 Schüler. Die Lehrer an den staatlichen Schulen sind schlecht ausgebildet zum Teil haben sie nur sechs Monate „Studium" hinter sich. Die Schulen sind schlecht ausgestattet. In Al Mihlaf z.B. sitzen die Kinder immer noch unter Bäumen im Sand.
Das Land braucht dringend gut ausgebildete junge Menschen, um die Situation langsam zu verbessern.
Unser Ältester Mustafa hat sein BWL-Studium beendet und macht gerade ein Praktikum. Später, wenn er eine feste Anstellung hat, wird er eine noch zu bestimmende Summe an die Kinderhilfe zurückzahlen.
Waheeb, studiert mittlerweile im fünften Semester Pharmazie an der libanesischen Universität in Taiz. Diese Universität war während der Unruhen die Einzige, die geöffnet war. Waheeb studiert, wie ich selbst sehen konnte, mit großem Eifer und Erfolg. Auch betreut er mit großer Geduld nebenher die Hausaufgaben der Kleinen. Aus dem kleinen Buben von einst wurde inzwischen ein zuverlässiger junger Mann.
Arafat 1 hat während die Universitäten geschlossen waren in Sana'a deutsch am Deutschen Haus gelernt. Lange Zeit war auch seine Universität in Dhamar geschlossen. Die Medizinstudenten gingen auf die Barrikaden und haben immerhin erreicht, dass ihre Fakultät geöffnet wurde und Vorlesungen stattfanden. Arafat lebt in einer WG in Dhamar. Er ist fest entschlossen ein guter Arzt zu werden und ist unglücklich über die Zustände an seiner Uni. Es sitzen ca. 200 Studenten in einem Hörsaal und der Professor hat kein Mikrofon. Es gibt keine Mikroskope und die Professoren erlauben keine Fragen. So müssen sich die Studenten alles Wissen lediglich aus Büchern aneignen.
Mich macht Arafats Situation besonders unglücklich, weil sich die Aussicht in Salzburg studieren zu können zerschlagen hat.
Ali, mit der Abiturnote 1 konnte ebenso nicht mit dem Studium beginnen. Auch er war in Sana'a am Deutschen Haus, um Deutsch zu lernen. Unglücklicherweise wurde er schwer krank. Zunächst litt er an Helicobacter. Er bekam schwere Medikamente. Kurz darauf hatte er eine Salmonellenvergiftung. So stand er vor ca. sechs Monaten total abgemagert in Taiz vor der Tür unserer Wohnung. Er kann bis heute kaum essen und trinken. Ständig hat er Blut im Stuhl und es gibt in Taiz keine Ärzte mehr, die eine Rektoskopie durchführen können.
Arafat 2, studiert in Hodeida an einer islamischen Schule Rechtswissenschaften. Da im Jemen die Scharia Gesetz ist, ist dies der einzige Weg Jurist zu werden. In den Ferien kommt er nach Taiz nach Hause zurück. Sein Klumpfuß ist gut verheilt, er kann ganz normal laufen.
Adham, hat in Taiz Englisch-Kurse besucht und studiert seit Kurzem in Taiz Informatik.
Alahu, ist nach wie vor Schulbester.
Nuri ist inzwischen wieder nach Taiz zurückgekehrt. Er war lange bei seinen deutschen Zieheltern in Bielefeld. Er sollte operiert werden, was dann letzten Endes doch noch nicht möglich war. Er ging in Bielefeld in die Schule und spricht gut deutsch. Die Umstellung ist sicherlich nicht ganz einfach für ihn.
Abdu 1, ist schwer zuckerkrank. Seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, seine Stiefmutter weigert sich um ihn zu kümmern. Seine Medikamente sind zwar teuer, aber wenigstens zu bekommen.
Ishaat, 12 Jahre ist seit Kurzem bei uns. Ich habe ihn noch nicht kennen gelernt.
Abdu 2, ist ein fröhlicher Lausbub, der sich noch keine Gedanken über seine Zukunft macht. Doch auch er bringt gute Noten nach Hause.
Mohanned, der letztes Jahr hier war und in Ingolstadt operiert worden war, geht es gut. Ab und zu klagt er noch über Kopfschmerzen, doch die Nachuntersuchungen haben ergeben, dass kein Grund zur Sorge besteht. Sogar in der Schule hat er jetzt weniger Schwierigkeiten. Er träumt immer noch vom deutschen Brot!
Mustafa 2, seine sehr alten und bitterarmen Großeltern haben ihm zu Liebe ihr Dorf verlassen und leben jetzt in sehr ärmlichen Verhältnissen in Taiz in der Nachbarschaft unserer Kinder, um ihrem einzigen Enkel nahe zu sein. Er lebt bei diesen einzigen Verwandten. Wir zahlen seinen Unterhalt und sein Schulgeld. Waheeb hat auch ihn unter seine Fittiche genommen und betreut seine Hausaufgaben.
Ismail, 9 Jahre, der Bruder von Ishaat lebt nun auch bei uns.
Said, 4 Jahre, ist als halbverhungertes Baby zu uns gekommen. Inzwischen ist er ein richtiger Wonnepropen. Scheich Sadeq konnte eine junge Witwe finden, die ihn aufgenommen hat. Sie bekommt Geld für seinen Unterhalt von uns. Wir konnten unseren beiden Betreuerinnen nicht noch ein Baby zumuten.
Unsere ersten drei Mädchen haben die Schule leider, auf Druck von Verwandten, verlassen müssen. Sie werden wohl in Kürze heiraten müssen. Leider haben wir auf die Verwandten keinen Einfluss. Immerhin haben sie einen Schulabschluss und ich denke auch ein gewisses Maß an Selbstvertrauen, um sich behaupten zu können. Auf Grund der unsicheren Straßen konnte ich sie im Frühjahr nicht besuchen. Ich werde jedoch bei meinem nächsten Aufenthalt im Jemen versuchen wieder Kontakt zu ihnen aufzunehmen.
Hadija, musste die Schule wechseln, weil in der alten Schule keine Mädchenklasse gebildet werden konnte. Die Leiterin der neuen Schule ist so von ihr begeistert, dass sie ihr in ihrer Freizeit französisch Unterricht erteilt. Sie hat immer noch keine neuen Prothesen und sitzt daher nur im Rollstuhl. Es ist ein Drama und sie tut mir in der Seele leid. Sie lebt wie eine Gefangene, denn mit dem Rollstuhl kann man in Taiz unmöglich auf der Straße fahren. Die Bordsteinkanten sind zu hoch. Es gibt zu viele Schlaglöcher auf der Straße. So wird sie von der Schule in das Taxi getragen und zu Hause wieder in die Wohnung in ihren Rollstuhl. Zunächst hatte sie sehr zugenommen. Außer essen hatte sie ja keine Freude! Ich habe ihr vor zwei Jahren erklärt, dass sie unbedingt abnehmen muss, wenn sie neue Prothesen angepasst haben will. Ja, ich konnte es kaum glauben sie hat wirklich ganz toll abgenommen. Wir haben beschlossen, dass sie noch ihr Abitur macht und wir dann versuchen sie nach Deutschland zu holen, um ihr neue Prothesen anpassen zu lassen. Dies wir jedoch eine längere Aktion werden, denn zunächst wird sie mit Hilfe der Krankengymnastik erst wieder Muskeln aufbauen müssen. Wir suchen noch Pflegeeltern für sie. Eines unserer Mitglieder hat es übernommen nach den entsprechenden Fachleuten zu sehen. Sollten Sie uns helfen können wären wir sehr dankbar.
Suad hat das Abitur gemacht und besucht ein Lehrerseminar.
Husm ein junges geistig behindertes und verwaistes Mädchen wird von einer Nachbarin versorgt, die von uns die Kosten des Unterhalts bekommt.
Nagat, ist Spastikerin. Ihre Eltern sind vor kurzem sehr schnell hintereinander gestorben. Sie kriecht auf Händen und Knien und ist ebenfalls nicht in der Lage sich selbst zu versorgen. Sie ist zu scheu, um nach Taiz in unsere Wohngemeinschaft zu kommen. Eine Nachbarin versorgt auch sie und erhält die Unterhaltskosten von uns.
Eine junge Frau, mit vier Kindern, deren Mann verschollen ist, wird von uns unterstützt.
Ebenso erhält eine Witwe mit neun Kindern das Geld für die Schuluniformen der Kinder von uns. Ohne Schuluniform dürfen die Kinder die Schule nicht besuchen.
Sie sehen, die Not ist groß und es stehen immer wieder tragische Fälle vor uns. Wir bemühen uns zu helfen, wo immer es geht. Doch allein schaffen wir es nicht. Wir brauchen dringend Ihre Hilfe! Es ist Hilfe zur Selbsthilfe, die ankommt und unmittelbar wirkt.
Wir wünschen Ihnen alle frohe Festtage und alles Gute für das Jahr 2014.
Mit freundlichen Grüßen
Aenne Rappel
Für den Vorstand