des „Förderverein Aktion Jemenhilfe e.V." und der „Jemen Kinderhilfe e.V."
Liebes Mitglied, liebe Freunde und Sponsoren,
dieses Jahr sind es keine guten Nachrichten, die ich Ihnen senden kann.
Im Jemen herrscht Krieg!
Ich selbst bin ein Kriegskind und habe alle Schrecken des Krieges miterlebt. So kann ich mich sehr gut in die Situation unserer Kinder und überhaupt der Menschen im Jemen versetzen.
Unsere Kinder, die Betreuerinnen und Scheich Sadeq sitzen in Taiz fest. Es ist Scheich Sadeq lediglich gelungen 10 Kinder von Verwandten vom Land abholen zu lassen. Es sind dies weit entfernte Verwandte, die absolut nicht begeistert waren die Kinder -lästige Esser- aufzunehmen.
Die Schulen in Taiz sind seit Februar geschlossen. Die Kinder dürfen aus Sicherheitsgründen nicht aus dem Haus. Ohne Strom gibt es kein Fernsehen, das ablenken könnte. Die Häuser in Taiz sind nicht unterkellert und bieten somit keinen Schutz vor Bomben. Auf den Dächern sitzen Scharfschützen und schießen auf alles, was sich bewegt. Die Universitäten in Taiz sind zerstört. Somit haben unsere Jungs keine Zukunftsperspektive und werden langsam depressiv.
Nur Arafat, unser Medizinstudent, hat sich nach Dhamar durchgeschlagen. Mit einigen Freunden haben sie ihre Professoren dazu gebracht in einer Wohnung privat mit ihnen weiter zu studieren. Da diese derzeit auch kein Gehalt mehr bekommen müssen sie privat bezahlt werden. So ist auch das der einzige Unterhalt der Professoren.
Wie gesagt, es gibt kaum noch Strom, kein Benzin daher auch keine Müllabfuhr, kein Wasser, kein Gas um zu kochen, kaum noch Lebensmittel. Die Bauern haben Angst in die Stadt zu gehen. Damit gibt es auch keinen Markt mit Kartoffeln oder Gemüse.
Ein Mann aus dem Clan von Scheich Sadeq ist zu den Taliban übergelaufen. Ihm gibt Scheich Sadeq jeden Monat Geld, damit er in einem Dorf für ihn einkauft. Dieser Mann erklärt ihm dann immer: " Wenn ich nicht wiederkomme, dann denke nicht, dass ich mit deinem Geld durchgebrannt bin. Dann lebe ich nicht mehr." Bisher kam er Gott sei Dank immer wieder zurück. Die Nachbarn sehen dann, dass ein Sack mit Kartoffeln abgeladen wird, sie stehen sofort an der Tür und betteln. Scheich Sadeq sagt er, kann dann unmöglich nein sagen. Insbesondere, weil bereits eine Familie aus der Nachbarschaft mit fünf Kinder verhungert ist. Eine weitere Familie wurde völlig entkräftet vorgefunden, konnte jedoch gerettet werden. Da auch die Fabriken geschlossen haben, bekommen die Arbeiter keinen Lohn mehr und können nicht mehr einkaufen. Auch unsere Jungs bekommen nur noch zwei Mahlzeiten am Tag. Inzwischen sind Lebensmittel und auch Wasser ungeheuer teuer und rar.
Da es kein Gas zum Kochen mehr gibt, gehen die größeren Jungs im Dunkeln und Suchen in den Trümmern nach Holz, um dann im Hof auf einem selbstgebauten Herd zu kochen. Das Feuer dient dann als Licht, denn sie haben auch keine Kerzen mehr.
Gott sei Dank habe ich noch Telefonkontakt. Bei jedem Anruf bin ich erleichtert, wenn ich höre, dass alle noch leben und unversehrt sind. Selbst wenn ich jedes Mal die Detonationen der saudischen Bomben und die Gewehrsalven der Kalaschnikows höre. Doch der Geldtransfer funktioniert zu meinem Erstaunen immer noch. So konnten wir vor ein paar Tagen 5 000€ überweisen, die bereits angekommen sind. Wir mussten diese Summe zusätzlich überweisen, weil alle Lebensmittel ungeheuer teuer geworden sind. Unsere normalen Zuwendungen reichen bei weitem nicht mehr aus.
So muss ich Sie auch dieses Jahr wieder bitten uns nicht zu vergessen und uns zu helfen, damit wir helfen können.
Für Ihre bisherige Treue möchte ich ihnen ganz herzlich danken. Ich weiß es gibt so viel Not überall. Doch ich kann Ihnen versichern es ist "Hilfe die ankommt und unmittelbar wirkt."
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für 2016.
Aenne Rappel
für den Vorstand