Durch die Eskalation des Krieges 2015 und das folgende flächendeckende Bombardement durch Saudi-Arabien und Verbündete Staaten ist das Elend der Bevölkerung unbeschreiblich. Ganz besonders die Kinder leiden. Viele sind verwaist und obdachlos, sie leben auf der Straße und hungern. Ja, laut UNHCR verhungert alle 10 Minuten ein Kind. Viele Krankenhäuser, Schulen und Universitäten sind zerbombt. Ärzte, Lehrer und weitere beim Staat angestellte Menschen erhalten seit Monaten kein Gehalt mehr. Fabriken sind geschlossen. Auch hier wird kein Gehalt mehr ausgezahlt. Somit haben die Familien kein Geld mehr, um Lebensmittel einzukaufen. Sie hungern. Cholera, Malaria, Dengue-Fieber … und jetzt auch noch das Corona-Virus grassieren!
Die Schulen
Die Schulen auf dem Lande sind zum großen Teil in einem schrecklichen Zustand. In Al Mihlaf, einem Bergdorf nordwestlich von Taiz, Standort des Krankenhauses des "Fördervereins Aktion Jemenhilfe e.V." haben die Väter in Eigeninitiative ein Schulhaus gebaut.
Es handelt sich um vier Räume von je ca. 16 qm, ohne verglaste Fenster oder Türen. Zwei der Räume besitzen kein Dach. Gegen die Sonne wurden Stangen mit Plastiksäcken belegt. Diese vier Räume sind gedacht für ca. 950 Kinder! Dies bedeutet, dass die meisten im Freien unterrichtet werden müssen. Es gibt weder Schultische noch Bänke. Die Kinder sitzen auf der Erde. Da sie keine Hefte und Stifte haben, erfolgt der Unterricht mittels Rezitation. Die Lehrer haben keinerlei Anschauungsmaterial, sind selbst schlecht ausgebildet und finden z. B. ihr eigenes Heimatland nicht auf der Weltkarte.
Das Zuhause der Kinder
In einigen Regionen des Jemen hat es über drei Jahre lang nicht mehr geregnet. Die Bauern können weder anpflanzen noch ernten. Immer mehr schicken ihre Kinder auf die Straße. So schätzt man die Zahl der Straßenkinder auf über 23.000 allein in Sana'a.
Es gibt in Sana'a ein kleines Haus, in dem 14 Buben ein Zuhause gefunden haben. Bei Nacht kommen viele Kinder und schlafen auf der Erde im Hof, weil sie wissen, dass sie dort nicht misshandelt und missbraucht werden und sie Wasser zum Trinken bekommen. Einige der Kinder arbeiten barfuß auf brennenden Mülldeponien, bauen sich dort aus Autoreifen und Plastik eine Unterkunft zum Schlafen.
In Taiz ist die Situation genau wie in Sana'a. Seit Ende 2005 gibt es ein kleines Heim für Buben. Wir haben mit Bettwäsche und Kleidung geholfen. Leider haben wir bisher noch nicht die Mittel, um hier effektiv die Not zu mildern.
Die Lebensbedingungen der Kinder
Der Jemen hat die höchste Zahl schwerstverbrannter Kinder der Welt.
Gerade die arme, meist ländliche Bevölkerung lebt ohne Stromversorgung. Am Abend werden Kerosinlampen angezündet. Fällt eine solche Lampe um, gleicht dies einer kleinen Explosion. Die Frauen kochen mit Gasflaschen, die meist in der Nähe des Herdes stehen, auch hier passieren viele Unfälle mit Kindern.
Entschließen sich die Eltern, ihr Kind in das einzige uns bekannte staatliche Krankenhaus für Verbrennungen zu bringen, entsteht folgendes Problem: Der Arzt hat an der Klinik keine Medikamente, also schreibt er ein Rezept für Brandsalbe, Verbandsmaterial, Schmerzmittel, Antibiotika, Narkose-Mittel und sogar für Gummihandschuhe. Die Angehörigen müssen dies alles in der Stadt in einer Apotheke kaufen. Gerade die Armen haben kein Geld, um die Medikamente zu bezahlen. So liegen die Kinder, übrigens auch Erwachsene, unversorgt im Krankenhaus.